Wenn mir mein Humor abhandenkommt, dann weiß ich, dass ich einen Gang runterschalten muss.
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Archäologin! Als Kind wusste ich noch nicht, dass es dieses Berufsbild gab. Aber ich habe alles „verschlungen“, was mit Abenteuern, Schatzkarten, Schatzinseln und anderen Kulturen zu tun hatte. So waren die Gärten von Verwandten vor mir nie sicher, weil ich immer irgendwelche Ausgrabungen vornahm – in der Hoffnung, irgendetwas zu finden. Es gab auch durchaus den ein oder anderen Fund: eine Scherbe, eine alte Münze! Also waren in der Grundschulzeit Archäologie und Kunstgeschichte angesagt. Dann kamen durchaus weitere Berufswünsche hinzu, wie Forscherin. Auch vollkommen gegensätzlich Berufe, die viel Kreativität erforderten, wie z.B. Filmemacherin. Als Vorstufe hatte ich schon Hörspiele ziemlich aufwändig auf einem „Kassettenrekorder“ aufgenommen. Später, als Mitglied einer Theatergruppe, gab es erfrischende Auftritte in der Berliner Akademie der Künste.
Als es dann um die Frage des Studiums ging, sah ich meine Neigung, den Dingen auf den Grund zu gehen, nach „Schätzen“ zu suchen, im Fachbereich „Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation“ an der Universität der Künste in Berlin am ehesten verwirklicht. Das waren vier interessante, intensive Jahre in Theorie und Praxis, im damaligen West-Berlin. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Ich schloss das Studium mit der Diplomarbeit „Das Franchisesystem als Kooperationsform der vertriebsintensivierenden Marketingpolitik“ ab. Meine Felduntersuchung zu diesem Thema ließ mich mit diversen Franchiseunternehmen in Kontakt treten und ermöglichte mir nach dem Studium im Franchisemanagement der Cosy Wasch Autoservicebetriebe GmbH, mit über 50 Waschanlagen und Tankstellen in Deutschland und Partnerunternehmen in der Schweiz, anzufangen. Über letztere bekam ich das Jobangebot, die Franchisethematik in eine Schweizer Werbeagentur einzubringen. Und so wechselte ich Job und Land. Den Entfaltungsspielraum, den ich benötige, konnte ich in der Angestelltentätigkeit nicht finden. Deswegen habe ich mich sehr spontan für eine berufliche Selbstständigkeit als Franchise Consultant entschieden.
In einem unserer Bücher habe ich einmal die Szene beschrieben, die den Unmut über das Eingeengte im Job ausgedrückt hat und den Befreiungsschlag als ich an einer großen Montagssitzung meine Kündigung aussprach. Eine Befreiung, obwohl nichts Konkretes in Aussicht war und ich erst zweieinhalb Jahre in der Schweiz lebte. Aber dadurch konkretisierte ich meine Geschäftsidee für die Franchiseberatungsfirma noch intensiver. Ich konnte zwar keine Bank für mein Vorhaben gewinnen, aber einen befreundeten Unternehmer, der die Idee verstand und mit einem Darlehen unterstützte. Ich habe mit dem Schritt in die Selbstständigkeit genau das gefunden, was zu mir passt. Ich konnte mein Wissen, meinen unbändigen Drang Neues zu entdecken und einzubringen, professionalisieren.
Die Verantwortung für eine Firma zu übernehmen, auch wenn sie klein ist, finde ich im Grunde positiv. Deswegen habe ich von Beginn an für komplementäre Bereiche wie Bürodienstleistungen, Treuhand, Marktforschung, Recht etc. immer mit selbstständigen Partner:innen kooperiert, weil wir uns auf Augenhöhe begegnen und schnell auf den Punkt kommen. Sehr positiv empfinde ich auch das Zusammenspiel zwischen meiner zweiten Rolle als Marketingdozentin an der Hochschule und der dritten als Autorin von Fach- und Sachbüchern. Recherchen, Erkenntnisse und Erfahrungen befruchten sich gegenseitig und halten mich à jour.
Es ist ein durchaus „sportliches Pensum“, das ich da lebe. Aber auch nach 30 Jahren macht es mir Spaß, weil sich die Zeiten verändern und man so viel bewirken kann. Deswegen ist eine meiner stetigen Herausforderungen, den Ausgleich im Privatleben zu kultivieren. Da kommt mir zum Glück mein „Messkriterium Humor“ zugute. Wenn mir mein Humor abhandenkommt, dann weiß ich, dass ich einen Gang runterschalten muss. Das merkt dann auch mein Umfeld und gibt zusätzliche Anstöße für die Hobbys: Sport, Kunst und Kochen/Essen, die ich auch gerne lebe.
Die Weichen wurden damals im Studium gestellt. Ich las einen Artikel in der WirtschaftsWoche über ein Franchisesystem mit Weinshops. An einem dieser Läden kam ich jeweils vorbei, wenn ich zur Uni musste. Ich fand das Konzept spannend, dass ein Unternehmen Existenzgründer:innen befähigt, unter der eigenen Marke selbstständig zu werden. Die vielen verschiedenen Branchen, in denen Franchising realisierbar ist respektive auf die jeweiligen Gegebenheiten und Herausforderungen adaptiert werden muss, hat mich von Beginn an begeistert. Dass Megatrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, New Work etc. in Franchisekonzeptionen ihren Niederschlag finden, bestätigt mich nach wie vor in meiner Entscheidung, Franchising als ein Tätigkeitsfeld gewählt zu haben.
Frauen als Franchisegeberinnen können in der Regel die unterschiedlichen Rollen von Frauen im Geschäfts- und Privatleben besser einschätzen und würdigen. Das zeigt sich meist auch in deren Franchiseangeboten, die Lebensstationen wie z.B. Neustart, Familiengründung oder beruflichen Wiedereinstieg besser abdecken. Das schafft die Voraussetzungen für wirkungsvolle Kooperationen, weil gegenseitiger Respekt vorhanden ist. Hinzu kommt, dass Franchisen „per se“ (ob für m, f, d) den Einstieg in die berufliche Selbstständigkeit erleichtern und besser planbar sind. Frauen als Franchisenehmerinnen können zudem ihre Vorteile wie Integrationsfähigkeit und sozialisierendes Talent als „Beschleuniger“ des Erfolgs nutzen.
Da halte ich mich an den schwedischen Vorsatz: „Arbeit ist die Hälfte der Gesundheit“. Alles was im professionellen Leben nicht guttut, die mentale oder körperliche Gesundheit beeinträchtigt, muss geändert werden.
Prof. Veronika Bellone
Prof. Veronika Bellone startete als Franchise-Managerin bei der Cosy-Autoservice GmbH in Berlin. 1991 gründete sie ihre eigene Franchise-Beratung in der Schweiz. Zu ihren Referenzkunden zählen u.a. ACCOR, Fleurop, Mövenpick, Schweizer Post, SPAR, Valora, Berliner Bäderbetriebe, MIGROS, Mäurer & Wirz und Warner Bros. Sie ist Initiantin des Greenfranchising und mit ihrem Geschäftspartner Thomas Matla den Greenfranchise Award konzipiert. Sie ist zudem Prof. für Marketing an der Hochschule für Wirtschaft in der Nordwestschweiz und Autorin von Sach- und Fachbüchern.